Eindrücke zur KTM Super Duke 1290 GT, Modell 2018

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Eigentlich bin ich ein begeisterter Motorrad-Fahrer, der aber auch die gefährlichen Seiten dieser Fortbewegungs-Art aus eigener Erfahrung kennt. Deshalb habe ich vor langen Jahren für mich schweren Herzens die Entscheidung getroffen, mir kein Motorrad mehr zu kaufen.
Das Risiko, durch Gewöhnung an eine Maschine, wieder in eine Art der ‘Respektlosigkeit’ und des ‘Zu-schnell-Fahrens’ zu verfallen, war mir für mich persönlich zu groß.
Mein jetzt seit Jahren praktizierter Ansatz (und Ausgleich) besteht darin, mir einmal im Jahr ein Motorrad für eine Woche auszuleihen.

Die Vorteile bestehen für mich einerseits darin, mich weder um Pflege und Wartung noch um Ersatzteile kümmern zu müssen.
Auf der anderen Seite bin ich nicht an eine bestimmte Marke gebunden und kann die jeweils neusten Modelle und Ausstattungs-Varianten unterschiedlichster Motorrad-Hersteller je nach Laune auswählen.
Wobei man bei wirklich nachgefragten Modellen teilweise Wochen oder gar Monate im Voraus buchen muss.

Allgemeines zu meinen bis jetzt ausgeliehenen Motorrädern

Generell sind Motorräder heute technisch und mechanisch auf einem Niveau, von dem man früher nur träumen konnte.
Die Fahrwerke sind fast perfekt, die Leistungsfähigkeit der Motoren ist weit jenseits der Leistungsfähigkeit eines normalen Fahrers und die Bremsen sind unglaublich gut. In den letzten Jahren sind noch Schaltautomaten hinzugekommen, von denen ich früher gesagt habe, ‘Wozu sollen die denn gut sein?’ Allerdings muss ich gestehen, nachdem ich mal so einen Schaltautomaten bei der BMW S 1000 XR gefahren bin, dass mich der Komfort und die Exaktheit beim Kurvenanbremsen schon sehr beeindruckt haben.
Von den Möglichkeiten her sind die aktuellen Motorräder weit von dem Grenzbereich entfernt, in den man auf einer öffentlichen Straße heutzutage kommen sollte.

Somit unterscheiden sich die Motorräder der selben Hubraumklasse für mich nur noch in Nuancen und ich kann fast ohne Gewöhnung innerhalb kurzer Zeit mit jeder Maschine zurechtkommen.
Um so mehr fallen mir dann allerdings Details auf, die bei anderen Motorrädern einwandfrei funktioniert haben.

Entscheidung für eine KTM Super Duke

In diesem Jahr ist meine Entscheidung 2 Wochen vor Tourbeginn auf eine Super Duke 1290 GT von KTM gefallen und ich bin damit für ein langes Wochenende mit Freunden zum Gardasee gefahren.
Die Maschine hatte etwa 6.000 km auf dem Tacho und war in einem sehr guten technischen Zustand.

KTM Super Duke 1290 GT
KTM Super Duke 1290 GT

Schon die Hinfahrt war so gewählt, um möglichst viele Pässe, wie die alte Brennerstraße und den Jaufenpass, wenn möglich nur Nebenstraßen zu fahren und die meisten Hauptverkehrswege zu umgehen.
Dann natürlich jede Menge Strecken rund um den Gardasee, u.a. auch am Monte Baldo.
Auf der Rückreise dann in den Dolomiten die komplette Sella Ronda und weitere Paßstraßen, wie das Würzjoch und wieder die alte Brennerstraße Richtung Norden gefahren.

Wenn ich die KTM Super Duke 1290 GT mit den Motorrädern vergleiche, mit denen ich in den letzten Jahren gefahren bin, muss ich feststellen, dass ich mit der KTM nicht sooo zufrieden war, wie z.B. mit der BMW S1000 XR oder der Triumph Speed Triple 1050.

Details zur KTM Super Duke 1290 GT

Und damit komme ich jetzt zu zwei kleinen Kritikpunkten an der KTM Super Duke 1290 GT.
Was ich bei dieser Maschine etwas enttäuschend fand, war die Motorrabstimmung im unteren Drehzahlbereich. Klar, der Motor hat 1300 ccm, ca. 170 PS und ist als Zweizylinder natürlich vom Drehmoment ganz vorne mit dabei.

Trotzdem war für mich beim Fahren enger Spitzkehren im ganz unteren Drehzahlbereich immer ein unschönes Ruckeln zu spüren.
Um ‘sauber’ durch eine Spitzkehre, ohne Racing-mäßige Geschwindigkeit, zu kommen, musste ich bei der KTM immer mit der Kupplung arbeiten.
Ohne Kupplungs-‘Arbeit’ 😉 war das Fahrgefühl für mich unsauber und ruckelig und damit habe ich mich auch leicht unsicher gefühlt.
Zwar habe ich festgestellt, dass das Ruckeln im unteren Drehzahlbereich etwas geringer wurde, wenn der Motor im Sport-Modus eingestellt war. Aber das Ruckeln ging nie ganz weg…

Auf der anderen Seite der Geschwindigkeits-Skala war bei der KTM, beginnend bei ca. 210 km/h, auf der Autobahn eine leichte Unruhe im Vorderrad festzustellen. Ich musste ganz bewusst mein Körpergewicht weit nach vorne verlagern, um wieder Ruhe in den Vorbau zu bringen.
Allerdings ging das Verhalten nie in einen gefährlichen Bereich über.

Solche Kleinigkeiten sind mir so weder bei der BMW noch bei der Triumph aufgefallen. Natürlich könnte es auch an Problemen bei der Fein-Abstimmung der KTM gelegen sein.

Abgesehen von diesen Details hatte ich mit der KTM aber einen Riesen-Spaß und war begeistert sowohl vom Leistungsvermögen des Motors wie auch vom Verhalten auf der Landstraße.
Die Brembo-Bremsen waren ohne ‘Fading und Tadel’… 😉
Das Getriebe machte manchmal Schwierigkeiten beim Schalten in den Leerlauf, funktionierte aber sonst einwandfrei.
Federung und Fahrkomfort empfand ich als ausgewogen, allerdings etwas zu hart im Sport-Modus. Meistens hatte ich den Straßen-Modus eingeschaltet.
Die Sitzposition war auch bei längeren Touren angenehm und ich hatte keine Verspannungen in Armen oder Beinen. Das bei einer Größe von 187cm. Die Sitzbank war gut geplostert und mein Sitzfleisch wurde nicht über Gebühr beansprucht.

Bei hohen Geschwindigkeiten hätte ich mir ein besser funktionierendes (am liebsten ein verstellbares) Windschild gewünscht, bei Landstraßen-Geschwindigkeit gab es aber keine Probleme.
Die Geräuschkulisse war zumindest für mich als Fahrer angenehm und ich empfand sie nicht als zu laut.
Das Design und die Optik von vorne empfand ich als etwas gewöhnungsbedürftig, die Farb-Kombination allerdings als sehr gelungen.

Zu dem riesigen Endschalldämpfer sage ich jetzt mal nichts, da wäre in meinen Augen unbedingt ein schöneres Anbauteil notwendig.
Wenn ich allerdings sehe, was da auf uns Motorradfahrer zukommt, dann muss ich mir wirklich überlegen, in Zukunft nur noch ‘Oldtimer’ zu mieten.
Was die EU da in Sachen Schalldämpfung vor hat, ist für mich doch etwas fragwürdig…

KTM bei Wolkenstein
KTM Super Duke in der Nähe von Wolkenstein

Insgesamt bin ich mit der KTM Super Duke 1290 GT knapp 1500 km gefahren.
In der Strecke enthalten waren alle möglichen Straßenarten wie Autobahnen (ca. 75km), Bundesstraßen, kleine Landstraßen, Pässe und ganz kleine Nebenstraßen, bei denen keine zwei Autos aneinander vorbeigepasst haben.

KTM Super Duke am Passo di Erbe
KTM Super Duke am Würzjoch (Passo di Erbe)

Die Straßenbeläge variierten von komplett neu geteert am Jaufenpass bis zu teilweise katastrophalem Fahrbahnbelag am Würzjoch (Passo di Erbe).
Die Straßenzustände reichten von trocken und griffig über dreckig, nass und steinig bei der Abfahrt am Passo Pordoi nach einem Muren-Abgang bis überflutet abends nach einem Gewitter am Gardasee.

In jeder Lage habe ich mich auf dem Motorrad wohlgefühlt, die Maschine hat mir nie das Gefühl gegeben unkontrolliert zu reagieren und ich war immer der Überzeugung, Herr der Situation zu sein.

KTM Super Duke am Grödner Pass

Alles in allem ein tolles langes Wochenende mit einer ohne weitere Probleme funktionierenden KTM Super Duke 1290 GT.

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